Kreuzfahrtschiff statt Altenheim!?

Mona Stahl, 83 Jahre, Heilpraktikerin in eigener Praxis in Hamburg, schrieb mir Ihre neuesten Gedanken für ihr zukünftiges Leben. Ihr Fazit: „Ich will nie ins Altersheim!“ Stattdessen bucht sie sich lieber auf einem Kreuzfahrtschiff ein. Das ist komfortabler, bietet mehr Abwechselung, der Service ist besser – und es ist günstiger. Lesen Sie selbst:

Mona Stahl: Mein Altersruheplan:

Wenn ich einmal in später Zukunft alt und klapprig bin, werde ich bestimmt nicht ins Altersheim gehen, sondern auf ein Kreuzfahrtschiff. Die Gründe dafür hat mir unsere ehemalige Gesundheitsministerin Ursula Schmidt geliefert. Sie rechnete vor: „Die durchschnittlichen Kosten für ein Altersheim betragen 200 Euro pro Tag.“

Ich habe eine Reservierung für das Kreuzfahrtschiff „Aida“ geprüft und muss für eine Langzeitreise als Rentner oder Rentnerin 135 Euro pro Tag zahlen (dies ist kein Witz!). Nach Adam Riese bleiben mir dann noch 65 Euro pro Tag übrig.

  1. Ich habe mindestens 10 freie Mahlzeiten, wenn ich in eines der Bordrestaurants wackele oder mir das Essen vom Room Service auf das Zimmer, also in die Kabine, bringen lasse. Das heißt in anderen Worten: Ich kann jeden Tag der Woche mein Frühstück im Bett einnehmen.
  2. Das Schiff hat drei Swimmingpools, einen Fitnessraum, freie Benutzung von Waschmaschine und Trockner und jeden Abend Unterhaltungs-Shows.
  3. Es gibt auf dem Schiff kostenlos Zahnpasta, Rasierer, Seife und Shampoo.
  4. Das Personal behandelt mit wie einen Kunden, nicht wie einen Patienten. Für 15 Euro Trinkgeld extra pro Tag lesen mir die Stewards jeden Wunsch von den Augen ab.
  5. Alle 8 bis 14 Tage lerne ich neue Leute kennen.
  6. Fernseher defekt? Glühbirne kaputt? Die Bettmatratze ist zu hart oder zu weich? Kein Problem. Das Personal wechselt es kostenlos und bedankt sich für mein Verständnis.
  7. Frische Bettwäsche und Handtücher jeden Tag sind selbstverständlich und ich muss nicht einmal danach fragen.
  8. Wenn ich im Altersheim falle und mir eine Rippe breche, dann komme ich ins Krankenhaus und muss gemäß der neuen Krankenkassenreform täglich dick draufzahlen. Auf dem Kreuzfahrtschiff bekomme ich für den Rest der Reise ein Suite und werde vom Bordarzt kostenlos behandelt.
  9. Ich habe noch von keinem Fall gehört, bei dem zahlende Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes vom Personal bedrängt oder gar misshandelt worden wären. Auf Pflegeheime trifft das nicht in gleichem Umfang zu.

Nun das Beste:

10.  Mit dem Kreuzfahrtschiff kann ich nach Südamerika, Afrika, Australien, Japan, Asien … Wohin auch immer ich will. Darum such   mich in Zukunft nicht im Altersheim, sondern „just call shore to ship“. Auf der „Aida“ spare ich jeden Tag 50 Euro und muss nicht einmal mehr für meine Beerdigung ansparen. Mein letzter Wunsch ist dann nur: werft mich einfach über die Reeling. Das ist nämlich auch kostenlos.

    PS: Falls der eine oder andere schlaue Rechner bzw. die eine oder andere schlaue Rechnerin mit von der Partie ist, besetzen wir einfach den ganzen Kutter.

    15 Responses to Kreuzfahrtschiff statt Altenheim!?

    1. Sehr geehrte Frau Kleinschmidt –
      sehr geehrte Frau Stahl,

      bravo!

      Ich finde es ganz bewundernswert, dass Sie mit 83 Jahren von Ihrer „späteren Zukunft“ sprechen. Oft sind ältere Menschen in diesem Alter bereits pflegebedürftig – und haben keine Chance mehr zu entscheiden: Kreuzfahrt oder nicht. Aber da sollte man unterscheiden zwischen „Altersheim“ und „Pflegeheim“.
      Und 135,- pro Tag sind natürlich Luxus; aber es muss ja vielleicht auch nicht gleich die Aida sein…
      Aber für Ihre Beerdigung müssen Sie dennoch vorsorgen: Ihr letzter Wunsch, sich „über die Reeling“ werfen zu lassen, ist seerechtlich verboten und nur unter bestimmten Umständen zulässig.
      Wenn sich aber mehr Ältere für Ihre Idee begeistern können, wird „AIDA Cruises“ bald mehr Schiffe bauen müssen. ich wäre dann gerne als „Lebensbegleiter“ dabei…;-)

    2. Bea Berroth sagt:

      Ganz meine Meinung, Frau Stahl. Hut ab vor Ihnen! Die gleiche Idee kam uns auf unserer letzten Kreuzfahrt. Da wir als Paar sehr gerne reisen und im Rentenalter eventuell ein Camper mieten / kaufen möchten, ist diese Alternative einfach genjal. Ich habe noch nicht so viel recherchiert, doch ist diese würdevolle Art zu altern ganz in unserem Sinne. Eine Meeresbestattung ist doch romantisch. Ich wünsche Ihnen viele frohe Stunden, viel Spass und erlebnisreiche Fahrten… Ihre Beatrice Berroth aus der Schweiz

      • Liebe Frau Berroth,

        herzlichen Dank für Ihren Kommentar zur Meinung von Mona Stahl über das Älterwerden auf dem Kreuzfahrtschiff! Da die Dame ja schon über 80 Jahre alt ist und sich mit Computern nicht so viel beschäftigt, werde ich Ihr Ihre netten Worte ausdrucken und mitbringen. Bestimmt wird sie lachen!
        Ihnen wünsche ich eine gute Zeit – und bin gespannt, ob Sie sich für den Camper oder das Kreuzfahrtschiff entscheiden. Halten Sie mich auf dem Laufenden!!!

        Mit herzlichem Gruß. Carola Kleinschmidt

    3. Jürgen Clausen sagt:

      Auch die 135 Euro müssen erstmal vorhanden sein. Ich persönlich glaube übrigens nicht, daß die jetzt „junge“ Generation im Durchschnitt so alt wird wie es die jetzige Rentnergeneration zu sein scheint: der Streß in der Jugend ist ungleich größer als der der heute 60-70jährigen. Das Berufsleben ist erheblich anstrengender, die erforderte Flexibilität einfach größer. Dafür ist das Einkommen unsicherer. Dazu kommen die vielfach überhöhten persönlichen Ansprüche. Partnerschaften halten nicht mehr.

      Daneben müssen wir uns einmal klar machen, daß kaum jemand so alt wird, weil es seinem natürlichen „Lebenskapital“ entspricht: die meisten, die alt werden, sind oft beim Arzt oder in der Klinik und werden durch Implantate, herzmittel etc. künstlich am Leben gehalten. In meinem Bekanntenkreis leben schon einige unter 50 mit Herzschrittmachern.

      Daß viele älter werden als frühere Generationen, sei statistisch vielleicht wahr. Gefühlt sieht es in meinem Umkreis allerdings komplett anders aus: die meisten meiner Geschäftspartner aus den 80er Jahren leben nicht mehr und ebenso einige Schulfreunde. Krebs, Verkehrsunfall, Arterienriß, plötzlicher Herztod, Selbstmorde(!, gar nicht so selten!), Multiple Sklerose, Parkinson und anderes hat sie dahin gerafft. Das waren alles gestandene Männer, die scheinbar nichts umhauen konnte.

      Übrigens hat unsere älteste Tochter ein halbes Jahr auf der „Deutschland“ gearbeitet, sie hat dadurch einen guten Einblick bekommen, was dort wirklich läuft. Für sie wäre es sicher nicht vorstellbar, dort 15-20 Jahre ihres Lebens zu verbringen.
      Ich glaube nicht, daß man seine Zukunft planen kann. Es gibt unendliche Möglichkeiten für Veränderungen „von außen“. Wir haben hier meine Schwiegermutter 16 Jahre gepflegt, sie hatte zig Schlaganfälle, seit sie 80 war. Von da an wurde sie zunehmend Dement. Mit 96 ist sie gestorben. Ihre Geschwister sind alle jung gestorben, zwischen 72 und 81.

      Ich glaube auch, daß das viele Planen gerade dazu führt, viel Streß zu haben, und viel Streß führt nicht zum gesunden Leben. Ich denke es wäre besser, die eigenen Ansprüche zurück zu schrauben und den Moment zu genießen, das, was gerade schön ist. Das mache ich zunehmend.

      Ich glaube auch nicht, daß wir Menschen wissen, wie wir uns „gesund“ ernähren können. Es gibt viele Methoden und Theorien.
      Ich glaube auch nicht, daß man irgend welche Weisheiten davon ableiten kann, sich Gegenden anzuschauen, in denen Menschen scheinbar „alle“ sehr alt werden und dabei gesund bleiben: es ist z.B. seit einigen Jahren bekannt, daß in Japan Menschen noch als „lebend“ in den Statistiken geführt werden, da ihre Verwandten die Rente kassieren und den Tod verschwiegen haben. Inzwischen macht die japanische Regierung verstärkt Kontrollen. Vielleicht sollte man sich klar machen, daß selbst unsere Regierung nicht 100%ig weiß, wie die Bevölkerungsstruktur wirklich beschaffen ist, daher Volkszählungen etc. Dabei sind wir nun wirklich „durchbürokratisiert“.
      Jeder wird eines Tages bemerken, daß „alles anders “ gekommen ist, weil große oder kleine Umstände sich verändert haben.

    4. Mazy sagt:

      Das ist ein super Geschichte, aber vorgerechnet hat das der werte Georg Schramm, und zwar vor Jahren schon! Auch das über Bord werfen kommt meiner Erinnerung nach von ihm…

    5. […] — Kreuzfahrtschiff statt Altenheim!? « Jung alt werden […]

    6. Renate Ziegler sagt:

      Tja, nun ist sie leider nicht mehr unter uns, meine liebe Kollegin, Lehrerin und Ex-Chefin meiner Mutter, Mona Stahl. Dieses Jahr haben wir sie beerdigt, 85 ist sie geworden. Als Heilpraktikerin hinterläßt sie viele dankbare Patienten, Schüler und mit diesem Werk auch Ihren köstlichen Humor. Sie hätte es gewiß so gemacht, wie in diesem wunderbaren Schriftstück beschrieben. Aber soviel ich weiß hatte sie dafür garkeine Zeit, war immer noch in kleinem Rahmen tätig bis fast zum Schluß. Sie war ein sinnenfreudiger Mensch und eine Dame. Mona Stahl im Altersheim? unvorstellbar! Niemals hätte sie ihre Freiheit und Selbstbestimmung aufgegeben. Auf der Aida? Aber immer doch. Gute Reise, liebe Mona, auf Deiner allerletzten Fahrt.
      Renate & „Deine Helga“

      • ckleinschmidt sagt:

        Liebe Frau Ziegler,
        vielen Dank für Ihre schönen Worte zu Mona Stahl. Ja, Altenheim? Nein! Genau so habe ich sie auch kennen und schätzen gelernt. Dieses Widerborstige, Lebendige und dabei so Menschenfreundliche in ihr. Es ist schade, dass ich sie jetzt nicht mehr besuchen kann – doch die vielen Beobachtungen zum Leben, über die Mona Stahl in unserem langen Gespräch erzählte, das wir für das Buch führten, werden mich mein Leben lang begleiten.
        Ihnen wünsche ich alles Gute – und freue mich, hier jemanden zu treffen, der Mona Stahl kennt und schätzt.
        Herzliche Grüße
        Carola Kleinschmidt

    7. Rainer Sensi sagt:

      Die Idee finde ich ausgezeichnet, aber welche Schiffe außer der AIDA-Flotte stehen diesbezüglich zur Verfügung? Es gibt sicher auch ein Preis -Leistungssprung hier?

      • „Welche andere Schiffe … ? Das moechte ich bitte auch gerne wissen!“

        • Gast sagt:

          Lieber Herr Trommer, wirklich gute Frage! Ich bin gerade nicht auf dem Laufenden über die Preise und den Komfort der Kreuzfahrtschiffe. Zudem ja ständig neue dazu kommen. Da müsste man aktuelle Recherchen betreiben. Falls Sie das tun – freue ich mich, wenn Sie Ihr Wissen hier mit uns teilen!!!
          Ganz herzlichen Gruß. Carola Kleinschmidt

    8. Doris sagt:

      Hallo,
      wann hatte Frau Stahl diesen Brief geschrieben?
      Der Text wurde bereits am 27.06.2006 im Internet gepostet und macht seither immer wieder die Runde mit „unbekannter Verfasser“.
      http://www.gomopa.net/Finanzforum/kommentare-und-meinungen/gesundheitsreform-kreuzfahrt-statt-altenheim-113086.html?highlight=restaurant%2Frestaurant
      Gruß

    9. Gast sagt:

      Liebe Doris, ich bekam von Mona Stahl im Sommer 2010 ihre Aufzeichnungen dazu. Aber es kann gut sein, dass sie ihre Haltung auch schon vorher in Vorträgen etc. beschrieben hat. Offensichtlich haben ja auch mehrere Menschen ähnliche Ideen formuliert – weiter oben nennt ein Kommentar Herrn Schramm. Mich würde ja auch interessieren, ob wirklich einige Menschen diese Idee in die Tat umsetzen. (Mona Stahl ist inzwischen leider verstorben. Doch bis zu ihrem Tode war sie so rüstig und selbstständig, dass sie kein Kreuzfahrtschiff als Altenstift benötigte.).
      Liebe Grüße. Carola Kleinschmidt

    10. Klaus Jürgens sagt:

      Ich habe diese obige Aufstellung der Vorteile in einem Forenbeiteitrag von 1999 entdeckt, und dort wurde schon darauf hingewiesen, dass das nur eine Wiederholung sei… also der/die Urheberin dieses Textes ist inzwischen wohl seit Jahren nicht mehr am Leben, sondern in irgendeinem Ozean gelandet 😉 Nichtsdestotrotz halte ich es für sehr attraktiv, sich als relativ gesunder Mensch solch ein Abenteuer zu leisten, bevor man den Löffel abgibt. Ich wollte, ich hätte das vor Jahren gemacht als meine Frau noch lebte, dann wären wir nochmal unter die Leute gekommen und nicht mit eigenem Haus und grossem Garten überfordert gewesen.

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